Was für eine Vorfreude. Elf Mädchen planten ihre ersten Ferien in Deutschland. Mit Hilfe von Fördermitteln aus dem Projektfonds „House of Ressources“ wurde unseren Mädchen ihr Wunsch nach „Baden im See“ mehr als erfüllt. Für fünf Nächte ging es raus aus der Stadt und rein in die Natur. Es wurde viel organisiert, geplant, abgestimmt und eingeteilt. Am 5. Juli war es dann soweit. Mit der Regionalbahn ging es nach Lübben und von dort aus mit Bus und Auto zum Euro Camp Spreewald Tor am Groß Leuthner See.
Im Camp angekommen wurden die Unterkünfte begeistert erkundet. Nach einigen „Wunschkonzerten“ hatte Jede ihr Bett gefunden und sich eingerichtet.
Zwischenzeitlich kümmerten wir uns um die Versorgung. Zu unserem Betreuungsteam gehörten natürlich die Vereinsvorsitzende, Barbara Schaeffer-Hegel, das uns wohlgesonnene Lehrerehepaar Sabine und Wolfgang Vollmar, den Unterstützerinnen von Terres des Femmes, Abir Alhaj Mawas und Jana Machacek sowie Kathrin Richter-Wissmann und ich in Vertretung der Vereinsmitglieder.
Ärztin, Polizistin oder Sängerin
Nachdem der Hunger gestillt war, befragten sich die Mädchen paarweise und stellten sich gegenseitig der gesamten Gruppe vor. So erfuhren alle die einzelnen Namen der Feriengruppe, wie alt sie sind, wer aus dem Irak, Afghanistan, Syrien und Russland kommt, dass Sport, Deutsch, Mathe, Physik, Ethik, Musik und Englisch zu ihren Lieblingsschulfächern gehören und die Mehrheit Ärztinnen werden möchte. Eine potenzielle Polizistin und Sängerin war auch dabei. Zu ihren Lieblingsgerichten gehörten natürlich Pizza, Spagetti und Döner.
Begeistert vom Camp und voller Energie entschlossen sich die Mädchen spontan zu tänzerischen und akrobatischen Vorführungen.
Nicht ohne meine Becherlupe
Erschöpft und glücklich machten sich die Mädchen für ihre erste Nacht im Camp fertig, blieben aber nicht lange in ihren Zimmern. Mit Spinnen und Tierchen wollten und konnten sie nicht schlafen. Unsere Becherlupen, die wir eigentlich für Aktivitäten im Wald besorgt hatten, kamen schneller zum Einsatz als gedacht. So wurden sie zum festen Bestandteil des täglichen Rituals, die Mitbewohner aus der Insektenwelt behutsam zu fangen und ins Freie zu begleiten.
In abgestimmter Bademode zum See
Die nächsten Tage vergingen wie im Fluge. Jeder Tag wurde genutzt, um im Leuthner See zu baden, zu springen, zu kraulen und mit der neuen Taucherbrille mit Schnorchel zu tauchen, im Handstand den See zu erkunden oder sich einfach im Sand einzubuddeln. Für fast alle Mädchen war es selbstverständlich, sich im modernen Badeanzug oder feschen Bikini-Modell am See und im See zu bewegen. Nur ein Mädchen konnte sich nicht überwinden, schwamm einmal mit Kleidung und verzichtete danach gänzlich, ihre bereits so vielversprechenden Schwimmfähigkeiten zu genießen.
Wo sind die anderen Kinder und Jugendliche?
Dafür hatten andere Mädchen Hemmungen bei ihrer Interview-Aufgabe, jungen Urlaubsgästen ein paar Fragen zu ihrem Aufenthalt im Camp zu stellen. Das dauerte aber nicht lange an und so wurden nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Erwachsene im Camp ehrgeizig interviewt. Schon sehr schnell wurden gemeinsame Aktivitäten, wie Karten oder Fußball spielen und ein gemeinsames Fest geplant und mit viel Élan umgesetzt.
Alles auskosten
Sämtliche Freizeitangebote des Camps, wie Go-Kart fahren, Kinofilm schauen, Open Air Disco besuchen, Eis essen oder einfach die Spielplätze „unsicher“ machen, wurden so oft wie möglich genutzt. Während der Mittagspausen wurde nicht nur auf Papier, sondern auch auf Haut und Haar gemalt, diskutiert, gelesen, oder sich für den Nachmittag schön gemacht.
Zum Bedauern Aller konnte das geplante Fahrradfahren aus organisatorischen Gründen nicht stattfinden. Stattdessen wurde eine „Nachtwanderung“ mit hemmungslosem Schreien und gemeinsam Theater gespielt. Aus aktuellem Anlass inszenierten wir ein Rollenspiel zum Thema „Mobbing“, was die Mädchen motivierte, sich spontan zu gruppieren und ihre eigenen Rollenspiele aufzuführen und das Thema mit uns zu diskutieren.
Wir kommen zurück
Das Wetter zeigte sich während der gesamten Aufenthaltstage von seiner besten Seite, verabschiedete sich aber am Abreisetag mit Wolken und Regen. Die Rückfahrt viel dennoch schwer und alle Mädchen baten um ein Versprechen, diese Ferien im nächsten Jahr wiederholen zu dürfen. Wir versprachen unser Bestes zu tun und hoffen, ihnen diesen Wunsch im nächsten Jahr erneut erfüllen zu können. In jedem Fall hat uns Annette Weber, die Chefin des Feriencamps und Kinderbuchautorin, besonders herzlich betreut, uns einen Beitrag in ihrem Blog gewidmet und erwartet uns mit Freude im nächsten Jahr wieder.
Auch unserer Unterstützerinnen von „Terre des Femmes“ haben ihrem Verein über ihre Reise mit den Mädchen in ihrem Newsletter berichtet.